Lektion 3: Gesundheitskompetenz
(Mund-)Gesundheitskompetenz
Wichtige Hinweise auf Schwierigkeiten im Umgang mit (zahn-)medizinischen Informationen liefern auch die empirischen Befunde zur Gesundheitskompetenz der deutschen Bevölkerung (Schaeffer et al. 2021):
Über die Hälfte (58,8 %) der Deutschen hat eigenen Angaben zufolge Schwierigkeiten, gesundheitsrelevante Informationen zu finden, zu verstehen, zu bewerten und anzuwenden.
Der Begriff der Gesundheitskompetenz bezeichnet ein ganzes Bündel an Fähigkeiten und Fertigkeiten und umfasst die Fähigkeit zu lesen und zu schreiben (Literalität), das Sprechen, Zuhören, den Umgang mit Zahlen, sowie die für den Umgang mit Gesundheitsinformationen erforderlichen Interaktions- und Medienkompetenzen.
Gesundheitskompetenz beschreibt „das Wissen sowie die Motivation und die Fähigkeiten von Menschen, Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden, um im Alltag in gesundheitsrelevanten Bereichen Entscheidungen treffen zu können.“
Menschen mit eingeschränkter Gesundheitskompetenz haben Schwierigkeiten, gesundheitsrelevante Informationen einzuschätzen, etwa unterschiedliche Behandlungsoptionen zu beurteilen oder Packungsbeilagen für Arzneimittel zu verstehen. Sie nehmen präventive Angebote seltener in Anspruch und nutzen häufiger die Notfallversorgung. Sie können ihre Symptome nicht gut beschreiben und haben mehr Probleme bei der Umsetzung von Therapieempfehlungen. Eine geringere Adhärenz, höhere Risiken von Fehlbehandlungen und Komplikationen, höhere Morbiditätsraten und vorzeitige Sterbefälle sind die Folge (vgl. Kickbusch 2013, Berkman 2011).
Analog zur Definition der allgemeinen Gesundheitskompetenz wird im Bereich der zahnmedizinischen Literatur das Konzept der Mundgesundheitskompetenz diskutiert, das sich vom englischen Begriff ‚Oral Health Literacy’ ableitet.
US-amerikanischen Studien zufolge verfügen Menschen mit geringer Mundgesundheitskompetenz über weniger Wissen zur Kariesprophylaxe, suchen ihren Zahnarzt seltener auf und zeigen eine höhere Kariesprävalenz mit höherem Schweregrad (ex. Horowitz 2013, Podschun 2012, ADA 2013).
Kommunikationsprobleme, die infolge niedriger Mundgesundheitskompetenz entstehen, haben aber auch unmittelbaren Einfluss auf den Praxisalltag. Die betreffenden Patienten zeigen deutlich mehr Angst vor der Behandlung (Shin et al. 2013), sagen Behandlungstermine häufiger ab oder erscheinen einfach nicht zum Termin (ex. Holtzman et al. 2013).
Die empirische Befundlage zeigt sehr deutlich, welche Bedeutung eine gelingende Kommunikation zwischen Zahnarzt und Patientin für die Patientensicherheit, Compliance und letztlich auch die Behandlungsqualität haben kann.
Auch ist deutlich geworden, dass Verständnisschwierigkeiten und kognitive Überforderung keine Seltenheit sind und in ihrem Ausmaß häufig unterschätzt werden.
Mundgesundheitskompetenz umfasst die „Fähigkeit von Individuen, grundlegende Gesundheitsinformationen und -angebote zu erschließen, zu verarbeiten und zu verstehen, um angemessene Entscheidungen bezüglich der Mundgesundheit zu treffen“
Die Teach-Back-Methode kann Ihren Patientinnen und Patienten den Umgang mit Informationen erleichtern und eignet sich auch und insbesondere für Personen mit einer geringen Gesundheitskompetenz. In der nächsten Lektion erfahren Sie anhand einer Übung, wie die Methode funktioniert und welche Wirkungen sie entfaltet.